Gründerin und herzgesteuerte Alleskönnerin: Sarah Seewald vom Fem{me}space
Sarah Seewald ist Ende zwanzig und hat eine große Vision. Sie ist Gründerin, Mutter, Fotografin, Redakteurin und noch vieles mehr. Wir durften uns kennenlernen und haben darüber gesprochen, wie krass wir Mütter eigentlich sind, wie schwer es manchmal sein kann, sich weiterzuentwickeln und was es so mit der Meinung von anderen auf sich hat.
start.land.flow:Sarah, erzähl doch mal, wie alles mit dem Fem{me}space begann. Du hattest die Idee eines Co-Working-Spaces und Eventraumes für Frauen und hast genau das umgesetzt. Musste sich dein Konzept im Laufe der Zeit erst entwickeln oder wusstest du gleich wo die Reise hingehen soll?
Sarah Seewald: Ne, gar nicht. Das ging alles sehr schnell. Ich habe Ende März 2019 ein Wochenende verbracht, welches mich sehr inspiriert hat. Das war der erste Schritt. Dann habe ich im Mai einen Spruch gelesen: „The mom in me knows the mom in you.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einige Projekte, aber mit Kleinkind zu Hause selten die Möglichkeit, abends in Ruhe am Stück zu arbeiten, weil sich unser Sohn – wenn ich Zuhause war – eben lieber von Mama als Papa ins Bett bringen lassen wollte. Während einer Einschlafbegleitung dachte ich: Hey, dieses Problem, werde nicht nur ich haben. Daraufhin habe ich zwei Abende lang ein Konzept geschrieben und alles grob durchgerechnet.
Erst im zweiten Schritt habe ich dann geprüft, was es überhaupt schon alles auf dem Markt gibt. Manche nennen es naiv, ich nenne es begeisterungsfähig und sehr herzgesteuert.
Sarah Seewald, Fem{me}space
start.land.flow: Wie ging es dann konkret weiter?
Sarah Seewald: Wie gesagt kam im Mai 2019 die Idee auf, drei Tage später habe ich die erste Immobilie besichtigt. Im September haben wir dann die jetzige Immobilie gefunden und drei Tage später zugesagt. Hier gab es zum Glück auch nicht mehr viel zu renovieren. Es war eigentlich Liebe auf den ersten Blick.
start.land.flow: Also direkt Nägel mit Köpfen gemacht.
Sarah Seewald: Ja, ich denke auch, das hat es ausgemacht: Die Idee eben nicht erstmal in einer Schublade liegen lassen, sondern es gleich konkret anzugehen. Ich wusste auch für mich, entweder in diesem Jahr oder gar nicht.
start.land.flow: Und warum jetzt genau nur für Frauen?
Ich muss dazu sagen, ich bin gar keine grundsätzliche „Nur-Frauen-Verfechterin“. Ich habe immer mit Männern zusammengearbeitet und will auf keinen Fall alle über einen Kamm scheren. Aber ich habe eben auch festgestellt, dass es durchaus Vorteile hat, wenn nur Frauen unter sich sind. Die Frauen sind untereinander viel entspannter. Die, die zu uns kommen, wissen auch von vornherein, was sie erwartet, da das Fem{me}space einfach gewisse Werte nach außen übermittelt.
start.land.flow: Also wurde die Idee auch gleich gut angenommen?
Sarah Seewald: Hm…die Idee ja, auf jeden Fall. Dass das Angebot auch tatsächlich genutzt wird, kommt jetzt immer mehr. Ich hatte im April auch eine Phase, da wollte ich am liebsten einfach den Schlüssel abgeben und den Kopf in den Sand stecken. Das war während des ersten Lockdowns, als die eingemieteten Freiberufler teilweise wieder zurückgerudert sind. Das war natürlich absolut nachvollziehbar und ich habe niemandem Steine in den Weg gelegt – das will ich auch künftig nicht–, schließlich ist das Fem{me}space ein Ort für die kleineren Freiberufler, für die ja teilweise immer noch ungewiss ist, wie es in Zukunft weitergeht. Was direkt super angenommen wurde, sind unsere Stammtische, da kamen so viele Frauen, das hat mich wirklich beflügelt. Kurzum: Gut angelaufen ist es, im Sinne von wachsendem Bekanntheitsgrad, steigende Followerzahlen bei Instagram, die Idee wurde verbreitet usw., aber dass direkt mehrere feste Coworking-Spaces vermietet werden, ist dann eben nochmal eine andere Seite des Ganzen.
start.land.flow: Davor warst du auch schon selbstständig tätig, richtig?
Sarah Seewald: Ja, als freie Journalistin und Familienfotografin. Diese Tätigkeiten brauche ich auch immer noch nebenbei – gerade jetzt in den Corona-Zeiten. Inhaltlich passt das aber auch gut zusammen, am Ende greift irgendwie alles ineinander. Und alle Bereiche in denen ich arbeite, machen mir wirklich Spaß.
start.land.flow: Und an welchem Bereich deiner Arbeit hängt dein Herz am meisten? Oder kann man das so pauschal nicht sagen?
Sarah Seewald: Ich will immer niemanden ausschließen, aber momentan ist es mein größtes Anliegen aufzuzeigen, was die Mamas in unserer Gesellschaft eigentlich alles leisten. Jeder der mich kennt weiß, dass ich es liebe, Mama zu sein und es auch jederzeit wieder so machen würde, erst mit der Betreuung im Kindergartenalter zu starten.Ich sträube mich vor dem Begriff „Vollzeit-Mama“, denn jede Mutter, die sich entscheidet, wieder arbeiten zu gehen, ist ja deshalb keine Teilzeit-Mama. Ich mag den Begriff Familienmanagerin, auch wenn das ein Begriff ist, den viele belächeln. Ich finde es unfassbar und beeindruckend, was wir Frauen bzw. Mütter im Bereich Carearbeit und beruflicher Arbeit heute leisten. Das alles kann ich in der Fotografie aufzeigen oder auch Frauen Begegnungen und Auszeiten durch das Fe{me}space ermöglichen – und genau diese Verbindung ist meine Leidenschaft, da brenne ich dafür. Ich kann das eben in all meinen Projekten ein wenig unterbringen. Ich möchte gerne immer die Persönlichkeiten der Frauen einbeziehen und beleuchten und dadurch zeigen, wie viele besondere Frauen es gibt.
start.land.flow: Das klingt alles nach einer tollen Idee und Vision! Doch auch du bist bestimmt auf ein paar Hürden gestoßen. Was waren oder sind denn die größten Herausforderungen in deinem Business?
Sarah Seewald: Also für mich ist nach wie vor eine der größten Herausforderungen aufzuhören, zu denken, man wird belächelt. Ich fange erst jetzt damit an, mich zu trauen, offen zu erklären, was meine Visionen sind, was es mit dem Co-Working-Space auf sich hat oder auszublenden, was andere denn nun von diesem einen Posting oder jedem Text von mir halten.
Ich bin offen für Kritik, wünsche mir aber nicht immer gleich bewertet zu werden, das ist nämlich ein großer Unterschied. Da muss man dann auch lernen, sich von den Meinungen anderer freizumachen, aber das ist natürlich ein langer und nicht immer einfacher Prozess.
Sarah Seewald, Fem{me}space
start.land.flow: Wenn wir in die Zukunft blicken, was erhoffst du dir für das Fem{me}space?
Sarah Seewald: Ich würde mir wünschen, dass ich nächstes Jahr weiß, mich gibt es auch in fünf Jahren noch. Dass ich endlich eine gewisse Sicherheit bieten kann und z.B. die geplanten Events dann auch wirklich stattfinden. Außerdem ist unser Branchenverzeichnis gerade im Aufbau und das soll weiterwachsen. Sodass sich das als bekanntes Verzeichnis etabliert und als erste Inspiration dient, wenn es heißt: Ich suche jemanden für diese Dienstleistung, jenes Produkt oder jemanden, den man einfach mal kennenlernen möchte.
start.land.flow: War für dich eigentlich klar, dass du dich in Bamberg etablieren und gründen möchtest oder gab es auch eine andere Option?
Sarah Seewald: Nein, gab es nicht. Ich bin damals 2011 fürs Studium nach Bamberg gekommen und habe nach kurzer Zeit beschlossen, meinen Lebensschwerpunkt hier hin zu verlagern. Ich bin jemand, der kommt gerne an. Wobei ich weder fürs Dorf noch für die Großstadt gemacht bin. Bamberg hat genau die richtige Größe für mich….es ist so schön hier, hier fühle ich mich einfach wohl. Ich glaube auch nicht, dass ich mich in meiner ursprünglichen Heimat so hätte weiterentwickeln können. Durch dieses „Losgelöst-Sein“ durfte ich mich verändern, ohne von alten Schulfreunden dafür zurechtgewiesen zu werden.
start.land.flow: Und zum Abschluss: Gibt es etwas, dass du diesen Frauen – ob Mama oder nicht – mit auf den Weg geben möchtest?
Sarah Seewald: Mein Ziel ist es, jedem eine wertfreie Begegnung zu ermöglichen. Dass einfach jeder in seinem Tun wertgeschätzt wird, dass man sich unterstützt und zuhört und nicht direkt zu vergleichen beginnt. Wir Frauen neigen leider sehr schnell dazu uns zu vergleichen und uns dadurch abzuwerten.
Man merkt allgegenwärtig die Leidenschaft, die Sarah für ihre Projekte mitbringt, sie ist voller Zukunftsvisionen und Ideen. Wir finden das kann man ja nur unterstützen, also lasst Sarah doch ein Like da und schaut gerne mal bei ihr im Fe{me}space vorbei – ob virtuell oder real, ihr seid immer willkommen.
Fotos: Sarah Seewald