22.03.2021Leben & Arbeiten

Digitale Vernetzungstreffen - So geht's - Remote Reminder #2

Foto: Anastasia Kamil

Spätestens seit der Corona Krise und dem für viele Menschen unfreiwilligen Umzug ins Homeoffice ist klar geworden, wie wichtig digitale Kommunikation zur Aufrechterhaltung sozialer Kontakte ist. Besonders für diejenigen, die sonst Workshops, Vernetzungstreffen oder andere Events vor Ort veranstalten, heißt es nun, digitale Angebote auszuprobieren. Daraus ergeben sich viele neue Chancen, die in diesem Beitrag näher beleuchtet werden sollen.

Virtuelles Netzwerken – Kann das funktionieren?

So manch einer mag dabei an Social-Media-Plattformen wie Facebook, LinkedIn oder Xing denken und sagen: „Ja, funktioniert doch schon seit Jahren“. Doch wie steht es um Vernetzungstreffen, also Events, die mitunter bis zu 50 Teilnehmer*innen oder mehr haben? Um diese Frage zu beantworten, haben wir ein Interview mit Max Dahmer geführt, Netzwerkmanager für LAGARDE1 – Zentrum für Digitalisierung und Gründung:

start.land.flow: In deiner Aufgabe als Netzwerkmanager steht der Austausch von Menschen im Mittelpunkt. Können Vernetzungstreffen, die bisher vor Ort stattgefunden haben, deiner Meinung nach auch in einem digitalen Format angeboten werden?

Max Dahmer: Ja. Ich glaube zwar, dass man Präsenzveranstaltungen nicht 1:1 kopieren kann, aber dass besonders inhaltliche Foto: HeadwayFoto: HeadwayVeranstaltungen auch ortsunabhängig angeboten werden können. Beim persönlichen Kennenlernen sieht’s da schon schwieriger aus. Denn Online-Tools gehen meist von einer großen Gruppe aus und nur einer redet; nicht wie in einem großen Raum, wo viele parallel reden und man sich gegenseitig kennenlernen kann. Momentan sind wir noch weit davon entfernt, aber was schon passiert, sind Vorstellungsrunden, in denen man leicht neue Leute kennenlernen und Anknüpfungspunkte finden kann, um danach in einer 1:1 Kommunikation aufeinander zuzugehen.

start.land.flow: Worauf sollte man also beim Veranstalten eines digitalen Vernetzungstreffens achten?

Max Dahmer: Im Groben sollte man die Sachen transportieren, auf die man auch auf einer Präsenz-Veranstaltung achtet. Also Branding, hier z.B. über virtuelle Hintergründe, ein professioneller Auftritt und ganz wichtig: Man sollte auf die technischen Hürden eingehen, indem man direkt am Anfang kurz erklärt, wie was wo passieren wird.

start.land.flow: Wo siehst du Grenzen solcher Veranstaltungen?

Max Dahmer: Wenn man es mit einer Offline-Veranstaltung vergleicht, ist es aufwendiger, persönliche Kontakte zu knüpfen. Da man sich bei einer Online-Veranstaltung nur grob kennenlernt, bedarf es mehr Eigeninitiative, um gezielt auf Leute „zuzugehen“. Inhaltlich sehe ich keine Grenzen. Vielleicht sollte es aber nicht der Anspruch sein, die Offline-Veranstaltung einfach nur zu kopieren, sondern das Online-Event als Chance sehen, um neue Sachen auszuprobieren.

start.land.flow: Was sind deine persönlichen Erfahrungen mit virtueller Zusammenarbeit?

Max Dahmer: In meinem vorherigen Job habe ich über mehrere Jahre mindestens einen, wenn nicht zwei Tage pro Woche im Homeoffice gearbeitet. Und zwar in einer Agentur, in der viele Mitarbeiter komplett remote gearbeitet haben. Heute sehe ich die Herausforderung Vieler, von jetzt auf gleich auf Online-Veranstaltungen umzuschalten. An sich ist es nicht schwierig, aber wenn man sich damit noch nie befassen musste… Ich sehe es als eine wichtige Erfahrung. Ich denke auch, dass die ortsunabhängige Arbeit, da wo sie möglich ist, positive Auswirkungen haben wird. Wo jetzt viele dazu gezwungen wurden, können Hürden fallen. Ob Homeoffice dann immer noch mit „freier Tag“ oder „auf Sparflamme fahren“ assoziiert wird, liegt mehr am Mitarbeiter an sich.

start.land.flow:  Ihr organisiert auch selbst digitale Vernetzungstreffen wie den „virtuellen Brown Bag Lunch“. Was hat es damit auf sich?

Max Dahmer: An sich ist der Brown Bag Lunch ein Format, das wir von einem Referenten aus unserem Netzwerk kennen. Er hat es selbst bei seinem Arbeitgeber Brose etabliert, und so konnten wir es übernehmen. Es geht darum, während der Mittagspause die Möglichkeit zu haben, neuen Input zu bekommen. Bei unserem Online-Event machen wir das zusammen mit Tobias Leisgang von CompanyPirate, Christian Schieber und Marcus Domes von bytabo. Sie geben Impulse zum Thema „virtuelle Zusammenarbeit“. Besonders interessant ist es für Unternehmen, die da ein bisschen reingestolpert sind. Es wird um Best-Practice Beispiele gehen und wie man Remote-Workshops anbieten kann. Außerdem soll Raum für Erfahrungsaustausch geboten werden.

start.land.flow: Auf was habt ihr bei der Vorbereitung dieser Veranstaltung besonders geachtet?

Max Dahmer: Die technische Hürde. Denn genau wie bei der Planung von Präsenz-Veranstaltungen, sollte eine Generalprobe gemacht werden. Außerdem stellten wir uns die Fragen: Wie teilt man die Gruppen auf? Wie kann man sie aus den verschiedenen Räumen wieder zusammenbringen? Ein Techniktest ist hier vor Veranstaltungsbeginn wichtig. Denn wenn das bei einer Online-Veranstaltung nicht funktioniert, ist das, wie wenn das Mikro bei einer Offline-Veranstaltung nicht funktionieren würde.

Vorteile digitaler Events

  • Kostenersparnis, da weder Räumlichkeiten noch Catering benötigt werden Kostenersparnis, da weder Räumlichkeiten noch Catering benötigt werden
  •     Einfach zu leiten (wenn man sich mit der Technologie auseinandergesetzt hat) Einfach zu leiten (wenn man sich mit der Technologie auseinandergesetzt hat)
  •     Ortsunabhängigkeit und zeitliche Flexibilität Ortsunabhängigkeit und zeitliche Flexibilität
  •  Höhere Reichweite, da Teilnehmer*innen nicht an einen Veranstaltungsort gebunden sind Höhere Reichweite, da Teilnehmer*innen nicht an einen Veranstaltungsort gebunden sind
  • Falls aufgezeichnet wird, sind die Veranstaltung und deren Botschaften stets verfügbar und können wiederholt angesehen werden Falls aufgezeichnet wird, sind die Veranstaltung und deren Botschaften stets verfügbar und können wiederholt angesehen werden
  • Reduzierter Planungsaufwand, da extern benötigte Leistungen (z.B. von Tagungszentren) wegfallen Reduzierter Planungsaufwand, da extern benötigte Leistungen (z.B. von Tagungszentren) wegfallen

Natürlich gibt es auch Herausforderungen virtueller Events. Allein, dass nur zwei von fünf Sinnen angesprochen werden, limitiert das Erlebnis deutlich. Deshalb ist es wichtig, mit Spannungsbögen und viel Interaktion zu arbeiten, z.B. durch Umfragen während der Veranstaltung. Auch der geringen Aufmerksamkeitsspanne von Menschen im Internet kann mit Hilfe von regelmäßigen Aufforderungen, etwas zu tun, entgegengewirkt werden.

Welche Möglichkeiten zur Umsetzung es dabei gibt, erfährst du im nächsten Teil dieser Serie. Stay tuned!

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