16.11.2021Wissenschaft

Ein eigenes Innovationsökosystem: Das Institut für Entrepreneurship & Innovation Bayreuth

Foto: Paule Porter

Innovation entsteht nicht im luftleeren Raum. Viel wichtiger als eine plötzliche Eingebung für ein Geschäft ist ein Ökosystem, das den Austausch über Ideen und die Umsetzung neuartiger Ansätze fördert. Die GründerUni Bayreuth hat sich genau diese Mission auf die Fahne geschrieben. Ende letzten Jahres hat Bayreuth dafür eigens ein Institut gegründet, das aus der ehemaligen Stabsabteilung für Entrepreneurship und Innovation entstanden ist. Wir wollten wissen, welche Pläne das Institut verfolgt und wie dort ein anregendes Umfeld für Gründer*innen entstehen kann. Dazu haben wir uns per Video mit der Direktorin für Transfer und Innovation Dr. Petra Beermann und Beatrice Guba, die den Bereich Marketing leitet, getroffen, um ihnen einige Fragen zu stellen.

Neue Strukturen für neue Ideen

Auf den ersten Blick hat sich durch die Gründung des Instituts in Bayreuth nicht viel geändert. Seit einigen Jahren setzt sich die Universität bereits dafür ein, Studierende und regionale Unternehmen bei der Verwirklichung ihrer innovativen Ideen zu unterstützen. Neben den universitären Kernbereichen von Lehre und Forschung bildet der Transfer in Veranstaltungen wie dem Radical Innovation Sprint oder Feedback for Founders die dritte Säule der Arbeit, die am Institut geleistet wird. „Bei uns bekommen Studierende, Startups und Unternehmen alle erforderlichen Qualifikationen, um selbst ein Unternehmen zu gründen oder aber Innovationen in etablierten Unternehmen voranzutreiben. Die Menschen werden sensibilisiert, qualifiziert und motiviert, erwerben alle relevanten Skills und können dann überlegen, ob sie selber gründen oder beispielsweise in einem Innovation Lab arbeiten wollen“, so Dr. Petra Beermann.

Das Institut bietet aber auch einen organisatorischen Rahmen an, innerhalb dessen sich Interessierte neben ihren Kursen eigenen Ideen widmen können. So gibt es etwa die Möglichkeit, bis zu zwei Gründungssemester zu beantragen, in denen das Studium pausiert und der Grundstein für eine Gründung gelegt werden kann. Die Unterstützung, die Studierenden dabei zukommt, trug schon zu über 40 Gründungen wie etwa vom Jobportal Jobtrüffel bei, mit dessen Gründerinnen wir bereits im April gesprochen haben.

„Raum für Gründer*innen“: Ein Zentrum für Innovation

 Damit es für Interessierte in Zukunft auch eine zentrale Anlaufstelle gibt, wird ein großes Institutsgebäude direkt auf dem Campus errichtet. „Wir planen einen sogenannten Zwillingsbau", sagt Beermann. Dieser soll sich ab 2025 auf 1.600m² erstrecken.  Darüber hinaus entsteht auch ein regionales Gründer- und Innovationszentrum der Stadt Bayreuth (RIZ). Angestrebt wird eine enge Verzahnung und Arbeitsteilung. So können studentische Gründungsteams nach ihrer Gründung im städtischen RIZ etwa Räumlichkeiten anmieten und weiterhin eng mit dem Institut zusammenarbeiten.

Logo: Institut E&ILogo: Institut E&I „Unser Ziel ist es, dass wir Gründer*innen mit dem Raum, den wir schaffen, auch in Bayreuth und in der Region halten können“, so Beatrice Guba. Der neue Standort könnte dem Institut so einen Leuchtturmcharakter verschaffen und einzelnen Teams die Entscheidung erleichtern, ob sie für ihre Vorhaben in Großstädte wie Berlin oder München umsiedeln müssen oder die Vorzüge Oberfrankens für sich nutzen möchten. Beermann merkt dazu an: „Wir tauschen uns permanent mit unseren Gründer*innen aus. Die Startups wollen gerne in Bayreuth bleiben und hätten es auch in der Vergangenheit zumeist getan, wenn wir ihnen den Raum hätten anbieten können.“

Dass das Institut den Nährboden für Gründungen und Innovationen bereitstellen möchte, beweist auch das Projekt Bayreuth3WURZEL, das im Rahmen der „EXIST-Potentiale“ ausgewählt und bis 2024 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Jüngst konnte sich zudem das Bayreuther Startup inContAlert für ihren Sensor für Menschen mit Inkontinenzproblemen und Blasenfunktionsstörung erstmals die EXIST Forschungstransfer-Förderung sichern. Den Bayreuthern kommt so in den nächsten Jahren eine Fördersumme von 712.000€ zu.

Gründungen abseits der BWL

Gerade im studentischen Umfeld ist man geneigt, vor allem an die BWL zu denken, wenn es um Gründungen geht. Tatsächlich kommen viele Studierende, die sich für das Thema interessieren, aus diesem Bereich. Die Mitglieder*innen des Instituts sind aber in sämtlichen Fakultäten tätig und können so Interesse in verschiedensten Gruppen wecken. Gerade das Know-How von Studierenden aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) kann für Gründungen im digitalen Bereich essenziell sein.

Um Studierenden aus Nicht-BWL Fakultäten das Thema Entrepreneurship & Innovation näher zu bringen, gibt es ab dem Wintersemester ein eigens dafür entwickeltes Zusatzstudium E&I. Damit soll Studierenden aller Fakultäten die Möglichkeit gegeben werden, Entrepreneurial Skills aufzubauen und ihr Interesse am Gründertum zu wecken.

Das Angebot macht auch nicht an den Grenzen der Uni halt. „Im Fokus stehen insbesondere auch unsere regionalen Unternehmen, die die Mehrzahl der Arbeitsplätze stellen und den zukünftigen Herausforderungen durch innovative Lösungen begegnen müssen. Wir unterstützen die Bestandsunternehmen in ihrem strategischen Innovationsmanagement, unterstützen durch unterschiedlichste Formate, Workshops und Beratungen“, so Beermann. Das Institut veröffentlicht auch jährlich einen Intrapreneurship-Monitor, der Intrapreneurship-Aktivitäten deutscher Unternehmen untersucht und zusammenfassend darstellt. So werden nicht nur versteckte Potenziale aufgedeckt, es eröffnet sich auch eine neue Zielgruppe für das Bayreuther Team.

Das Wort Intrapreneurship setzt sich aus den englischen Begriffen Intracorporate und Entrepreneurship zusammen. Es bedeutet, dass  Angestellte innerhalb einer Firma ihre unternehmerischen Ideen verfolgen und umsetzen können. (Quelle: Gründerplattform, Illustration: Flaticon.com)

Damit derartige Forschungsergebnisse nicht auf Wissenschaftsportalen verbleiben, sondern auch eine praktische Anwendung erfahren, setzt das Institut auf eine starke interdisziplinäre Vernetzung. „Es gibt immer mehr Professor*innen und Forschungseinrichtungen auch außeruniversitär, die sich erklärter Weise für den Transfer von wirklichem Wissen in die Wirtschaft verantwortlich zeigen. Das ist etwas, was wirklich ideal läuft.“

Die nötige Offenheit für einen solchen Transfer ist auch in unserem Gespräch spürbar. Innerhalb des umfangreichen Verwaltungsapparats der Universität wurden Strukturen geschaffen, die es allen möglichen Interessierten ermöglichen, ihre Ideen zu verwirklichen oder sich zumindest so gut zu informieren und beraten zu lassen, dass die weitere Richtung klar sein sollte. Wohin es für das Institut geht, steht mit dem geplanten Neubau ebenfalls fest. Vieles wird dann womöglich neu, aber in den meisten Punkten kann das Team genau dort anknüpfen, wo es jetzt steht und die Region weiter nach vorne bringen.

In diesem Imagevideo erzählen die Mitarbeiter*innen des Instituts von ihrer Arbeit. Wenn ihr noch mehr über die zahlreichen Vorhaben erfahren möchtet, findet ihr alle möglichen Informationen auf der Institutswebsite.

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