04.06.2021Ratgeber

Achtsames Arbeiten - Tipps von Coach Sabine Weiß

Hier ein Termin, da ein Gespräch, dort noch schnell eine E-Mail schreiben. Achtsamkeit ist nicht nur ein immer weiter verbreitetes Tool zur Stressreduzierung im Lebensalltag, sondern hilft auch beim Arbeiten konzentriert zu bleiben. Wie man Achtsamkeit in seinen Alltag einbauen kann, das haben wir Sabine Weiß gefragt. Sabine arbeitet als Coach und Beraterin und hat einige Tipps auf Lager, um das Arbeiten achtsamer zu gestalten. In ihrer Arbeit unterstützt sie Menschen unter anderem in Workshops und systemischen Coachings dabei, mehr Klarheit und Verständnis für sich selbst zu bekommen und ihre individuelle Wirkung im Business zu entfalten.

start.land.flow: Hi Sabine, erzähl mal, wie bist du denn zum ersten Mal auf das Thema Achtsamkeit gestoßen?

Sabine Weiß: Dass ich mich bewusst mit dem Thema auseinandergesetzt habe, war in der Mitte meines Masterstudiums. Ich habe gemerkt, dass ich zu viel Stress von anderen aufsauge und zu viele Dinge gleichzeitig tue. Hinzu kamen eine kurze toxische Beziehung und Stress bei der Arbeit. Da habe ich gemerkt, dass sich etwas ändern muss.

start.land.flow: Was ist für dich Achtsamkeit und achtsames Arbeiten?

Sabine Weiß: Achtsam sein ist für mich vor allem, bewertungsfrei zu sein. Wenn man erwachsen wird, hinterfragt man sich mehr und mehr: Was denken andere über mich? Achtsamkeit bedeutet, davon bewusst einen Schritt zurückzutreten und einfach mal nur im Moment zu bleiben. Deswegen funktioniert auch meditieren so gut: Der Bewertungsdruck fällt bei der Konzentration auf den Atem weg.

Achtsames Arbeiten bedeutet für mich nicht die Verbindung zu sich selbst zu verlieren. Das heißt, dass man immer wieder reflektiert: Arbeite ich im richtigen Tempo? Brauche ich grade eine Pause? Wenn wir die ganze Zeit gegen den Strom schwimmen und uns weigern, Pause zu machen, obwohl wir sie benötigen, dann sind wir am Ende ausgelaugt. Durch Achtsamkeit kann man das verhindern.

Außerdem hilft Achtsamkeit dabei, im Moment zu bleiben. Unrealistische Zukunftssorgen oder unveränderbare Vergangenheitsbedauern können uns so nicht in unserem aktuellen Arbeiten und Sein beeinträchtigen.

start.land.flow: Wozu ist Achtsamkeit beim Arbeiten denn so überhaupt so wichtig?

Sabine Weiß: Achtsamkeit hilft dabei, Stress zu reduzieren und an einem Arbeitstag zur Ruhe zu kommen. Sie unterstützt uns dabei, Entscheidungen aus einem ruhigen Gefühl heraus zu treffen und setzt einen Stopp, wenn die Dopaminsucht greift und uns vorgaukelt, wir müssten immer mehr schaffen. Ist man langfristig nicht achtsam, können psychische Krankheiten und physische Belastungserscheinungen entstehen.

start.land.flow: Wie kann ich denn jetzt achtsam Arbeiten?

Sabine Weiß: Es hilft, sich immer wieder zu fragen: Was bringt mich runter und was nervt mich? Horcht man achtsam in sich, wird einem bewusst, was individuell nötig ist, um sich eine gute Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Ganz konkret: Monotasking, also nur eine Sache auf einmal zu machen, ist ein guter Anfang.

Achtsamkeit hat außerdem viel mit dem zu tun, was um uns rum ist. Das heißt: Welche Kleidung trägt man, wie sieht der Arbeitsplatz aus, schließt man seinen Laptop, wenn man Pause macht, wie viele Tabs hat man gleichzeitig offen?  Aber auch das ist typabhängig: Manche Menschen brauchen mehr Ordnung, andere werden durch zu viel Struktur in ihrer Kreativität beeinträchtigt.

Es ist außerdem hilfreich, Termine nicht zu nah aneinander zu legen und sich Zeit für deren Vor- und Nachbereitung einzuplanen. Das individuell richtige Maß an Struktur und ausreichendes Pause machen hilft bei der Achtsamkeit. Wenn die Konzentration weg ist, kann man auch ein paar Buchseiten lesen. Das hilft, um sich wieder auf das Jetzt zu fokussieren.

start.land.flow: Das sind ja schon ein paar hilfreiche Tipps. Hast du noch weitere?

Sabine Weiß: Bewusstes Essen – nicht vor dem Bildschirm – steigert die Achtsamkeit. Einen Sport auszuüben, bei man sich konzentrieren muss, hilft auch.

Ich mache zum Beispiel manchmal Kopfstand. Ist die Konzentration auch nur einen Moment weg, falle ich um. Einfach mal die Perspektive zu wechseln, kann auch bei der Entspannung helfen.

Sabine Weiß

Hierzu kann man sich zwischenzeitlich zum Pause machen auf den Boden setzen und sich so, im wahrsten Sinne des Wortes, erden. Ganz klassisch hilft aber natürlich auch Meditation, Yoga und achtsames Atmen.

start.land.flow: Woran merkt man, dass man nicht achtsam genug ist?

Sabine Weiß: Neben psychischen und physischen Symptomen kann sich zu wenig Achtsamkeit durch untypische Schusseligkeit und häufiges zu spät kommen äußern. Wenn man ständig das Gefühl hat, von Termin zu Termin zu hetzen und nirgendwo mehr richtig ankommen kann, ist das ein Anzeichen von Überforderung. Ein guter Tipp für alle Smartwatchbesitzer ist es, regelmäßig ihre Herzfrequenz zu checken. Oder man kann einen monatlichen Achtsamkeitskeitscheck durchführen und sich fragen: Wie hat sich der letzte Monat angefühlt? Was möchte ich anders machen?

start.land.flow: Wenn man jetzt für sich eine passende Achtsamkeitsmethode gefunden hat: Wie bleibt man dabei?

Sabine Weiß: Indem man den sozialen Druck erhöht. Wenn man etwas Neues ausprobiert, hilft es, sich mit anderen zusammenzuschließen. Bei einer Challenge genug Wasser zu trinken, habe ich mich mit einer Freundin zusammengetan – wir haben ein Template erstellt, auf dem wir beide täglich eintragen müssen, wie viel Wasser wir getrunken haben. Das steigert die Motivation.

Außerdem sollte die Motivation, achtsam zu sein von innen kommen. Man denkt erst darüber nach, warum man etwas tun sollte und versucht sein Mindset zu verändern. Es funktioniert meistens nicht, eine Routine einzuführen, wenn man sie nicht mit tieferen Glaubenssätzen verbindet. Möchte man beispielsweise achtsam essen, so kann man sich deutlich bewusst machen, dass man eine Person sein möchte, die achtsam isst. Das wirkt meist dauerhafter als einfach anzufangen und darauf zu hoffen, dass die Routine das eigene Mindset verändert.

start.land.flow: Super, ich glaube unsere Leser*innen können aus dem Interview einiges mitnehmen. Vielen Dank für das Gespräch!

Sabine hat außerdem auf ihrer Webseite einen kostenlosen Achtsamkeitscheck zum Runterladen bereitgestellt, hier geht es zu ihrem Account auf Instagram, schaut doch mal vorbei.

 

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