17.05.2021Portraits

Mach dein Ding: DIY-Bausätze in Designoptik

Foto: Dingwerkstatt

„Mach dein Ding!“ Diesen Spruch hat jeder schon gehört. Nina Renth hat sich diese Aussage als Leitspruch für ihr Label hergenommen. ,DEIN DING´ steht für umweltbewusste Bausätze zum Selbermachen und kleine Designprodukte, die fair und regional in Bayern produziert werden.

Ihre Bachelorarbeit im Studiengang Integriertes Produktdesign an der Hochschule Coburg gab den Anstoß für Nina: Für ihre Abschlussarbeit entwickelte sie ein Workshop-Konzept und die ersten Bausätze zum Selbermachen. So wurde schnell klar, dass sie nicht einfach nur Produkte gestalten wollte, sondern die Menschen auch aktiv an deren Entstehung teilhaben lassen will. Durch das Zusammenarbeiten soll jede*r zur eigenen Kreativität ermutigt werden und Neues auszuprobieren. Die Idee für ein eigenes Designlabel war geboren.

Die Philosophie hinter ,DEIN DING´ beschreibt die Gründerin folgendermaßen: "Ein Ding kann alles sein. Es ist nicht definiert. Erst der Mensch gibt den Dingen durch seine Interaktion und Imagination ihre Bedeutung. Durch Kreativität und Zuwendung geben wir den Dingen persönlichen Geschichten und reichern sie mit Erlebnissen an. Die Dinge werden so zu unseren Dingen."

DIY-Ideen mit Ergebnissen in Designoptik

Eines der Produkte der ersten Stunde sind die NINI AMICI: kleine Spielzeugfreunde aus Ulmenholz. Das modulare Set aus 10 Teilen lässt sich dank eines magnetischen Stecksystems einfach zusammenfügen. DFoto: DingwerkstattFoto: Dingwerkstattie Silhouetten der Teile sind so schemenhaft gehalten, dass sie im Endergebnis vieles darstellen können: Ob Kopf, Schwanz, Höcker, Buckel, Nase… Die NINIs werden in Oberfranken hergestellt, unter anderem in den Hochfränkischen Werkstätten in Hof – einer Werkstatt für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung.

Blumentopf aus Gips und eigene Pendelleuchte

Zu den Do-it-yourself-Bausätzen (kurz DIY-Bausätze) gehören außerdem beispielsweise das FLOWERPOT DIY Kit. Das ist ein Upcycling-Bausatz, mit dem man sich einen individuellen Blumenübertopf aus Gips selbst gießen kann. Das Verpackungseimerchen des Sets ist dabei auch gleichzeitig die Gießform – so wird einem Produkt, das nach dem Auspacken gleich im Abfall landen würde, ein zweites Leben gegeben. Foto: DingwerkstattFoto: Dingwerkstatt Ein Licht geht allen auf, die sich einen Bausatz für eine Pendelleuchte aus der BLOB-Serie holen. Die verschiedenen Holzelemente können selbst kombiniert und mit natürlichen Farbpigmenten eingefärbt werden.

So natürlich und nachhaltig wie möglich zu produzieren ist der Dingwerkstatt besonders wichtig. Das zeigt sich auch bei den Seifen-DIY-Sets. Hier befinden sich alle nötigen Materialien im Bausatz, um sich eine natürliche Seife aus pflegenden Pflanzenölen selbst herzustellen, ohne Konservierungs-, Farb- und Duftstoffe – und Mineralöl.

Ein inspirierendes Beispiel für eine erfolgreiche Selbstständigkeit direkt nach dem Studium. Bei so viel Ideenreichtum wollen wir von Nina ein bisschen mehr wissen:

Was waren ihre Beweggründe für die Gründung?

Und wie sieht sie ihre Zukunftschancen?

start.land.flow: Was hat dich dazu bewegt, in (Ober-)Franken zu gründen?

Nina: Hauptsächlich mein bestehendes Netzwerk. Durch die Hochschule, Freunde, das Coburger Designforum (Leerstandsbespielungen), die Designtage (Workshops) und entsprechende Beratungsformate wurde ich bei den ersten Gehversuchen in der Selbstständigkeit sehr wohlwollend unterstützt.

start.land.flow:  Wann hast du gemerkt, dass deine Idee funktioniert?

Nina: Vor ein paar Tagen (lacht)! Tatsächlich war das vergangene Jahr 2020 nach einem Blick auf die Finanzen mein erstes wirkliches Erfolgsjahr. Auch wenn mir „erfahrene Hasen“ prophezeit hatten, dass eine gewerbliche Selbstständigkeit bis zu 5 Jahre braucht, um wirklich rentabel zu werden, so hatte ich doch nicht erwartet, dass ich samt Babypause einen so langen Atem brauche, um wirklich anständig von meiner Arbeit leben zu können. Wahrscheinlich kam mir aber letztendlich sogar diese grauenvolle Corona-Krise zu Gute, denn durch Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbote, Ladenschließungen und Co. sehnten sich viele Menschen nach aufmunternden Selbermach-Projekten für zu Hause. 

start.land.flow:  Wie wichtig war und ist Vernetzung für deinen Erfolg?

Nina: Sehr wichtig! Auch wenn ich keine Vorzeige-Netzwerkerin bin, so merke ich doch, dass die langsam, aber stetig gewachsene Vernetzung mich beruflich stabilisiert und die Prozesse der Dingwerkstatt routiniert. Damit meine ich vor allem ein stabiles Netzwerk aus Unterstützern, Mitstreitern, Vertriebskanälen, Shops, Zulieferern, Werbeplattformen etc.

start.land.flow: Hast du Tipps für Menschen, die in Oberfranken gründen wollen?

Nina: Schaut euch nach geeigneten Beratungen, Plattformen für Austausch und finanzieller Unterstützung um. Das hilft, um anfängliche Hürden schneller zu überwinden. Und ganz grundsätzlich gilt: Lasst euch nicht von zweifelnden Bekannten, sorgenden Eltern oder feindseligen Mitstreitern aus dem Konzept bringen! Ihr werdet Durchhaltevermögen brauchen und dabei ist der Glaube an sich selbst und die eigene Idee der beste Treibstoff.

start.land.flow: Wie soll es für die Dingwerkstatt weitergehen?

Nina: Dieses Jahr wird die Dingwerkstatt  tatsächlich etwas kürzertreten müssen. Ich werde 2021 wieder mehr Fokus auf mein zweites Standbein (www.bartke-renth.de) und einen erneuten Familienzuwachs legen. Aber Ende des Jahres will ich eigentlich mit der Dingwerkstatt nochmal Fahrt aufnehmen, vielleicht auch mit Teamzuwachs.

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