22.06.2021Portraits

“dein duschdate” – So kann Intrapreneurship aussehen

Foto: dein duschdate

Das erste Mal von „dein duschdate“ erfahren haben wir, das Team von start.land.flow, beim Brown Bag Lunch Anfang April 2021. Damals ging es um Intrapreneurship, genauer um die Frage, wie sich ein Startup innerhalb eines Mittelständlers gründen lässt. Mirjam Kraus, Mitgründerin von dein duschdate, sprach auf der digitalen Veranstaltung über ihren durchaus besonderen Weg der Produktentwicklung. Wir wollten mehr wissen, also haben wir uns auf dem UFIS21 an unserem digitalen Messestand für ein Interview verabredet.

 

Das Wort Intrapreneurship setzt sich aus den englischen Begriffen Intracorporate und Entrepreneurship zusammen. Es bedeutet, dass Angestellte innerhalb einer Firma ihre unternehmerischen Ideen verfolgen und umsetzen können. (Quelle: Gründerplattform.de; Icon: itim2101)

Screenshot: Jonas WegenerScreenshot: Jonas WegenerIn der gemütlichen Lounge angekommen, öffnet sich für unsere kleinen bunten Avatare ein Jitsi-Raum, in dem wir uns per Video unterhalten können. Virtuell gegenüber sitzen mir nun die drei Gründerinnen von dein duschdate: Mirjam Kraus, Katja Väth und Johanna Zehner. Vor ihnen auf dem Tisch liegt ihr neustes Produkt: Paul. Als Shampoo und Conditioner ist es bereits online erhältlich. Wir wollen wissen, wie es zu dem Produkt gekommen ist, und starten das Interview.

 


 

Wer und was steckt hinter „dein duschdate“?

Die Marke dein duschdate wurde gegründet mit der Mission, ein plastikfreies Bad zu schaffen. Dahinter steckt aktuell ein Team aus fünf Personen, die alle hauptberuflich bei Dr. Pfleger arbeiten. Nachhaltigkeit steht dabei im Vordergrund, ist Motivation und Markenzeichen zugleich.  

Gefunden hat sich das Team 2019 auf einer Weihnachtsfeier von Dr. Pfleger. „Eine Kollegin von uns aus dem Außendienst hat erzählt, sie habe einen Lieferanten, der festes Shampoo herstellt“, erzählt Mirjam. Dies war der Zeitpunkt, als die Idee geboren wurde. Doch so richtig ins Sortiment von Dr. Pfleger passte das feste Shampoo nicht. „Umso mehr wir uns mit dem Thema beschäftigten, umso öfter haben wir gedacht: Vielleicht doch eine Tochterfirma gründen?“ berichtet mir Katja. Denn eines stand fest: Sie wollten ihre Produkte B2C, also direkt an die Konsument*innen vertreiben, und nicht wie bei Dr. Pfleger üblich an den Großhandel oder an Apotheken. Doch als ihnen klar wurde, dass die Vertriebswege von Dr. Pfleger und dein duschdate keineswegs dieselben sein müssen, fiel die erste große Hürde; und der Startschuss, um die Idee in die Tat umzusetzen. 

Warum es sich lohnen kann, im eigenen Unternehmen zu gründen

Auf die Frage, welche Vorteile Intrapreneurship im Vergleich zu einer herkömmlichen Gründung mit sich bringt, nennen die drei Gründerinnen einige große Stichpunkte: Expertise, die es im Unternehmen bereits gibt, Motivation, sich im eigenen Job in etwas Neues einzudenken und einzuarbeiten sowie ein sicherer Rahmen, um neue Möglichkeiten für das Unternehmen auszuschöpfen. Auch die Bekanntheit und das Vertrauen des bisherigen Unternehmens können Vorteile sein.

Doch Sicherheit war nicht alles für die Gründerinnen. „Wir hätten ja auch jederzeit die Möglichkeit gehabt, zu sagen: Lassen wir es und machen unseren normalen Job einfach weiter, aber das Herausragende ist ja erst, es durchzuziehen und trotz all der Hindernisse und Probleme weiterzumachen“ so Mirjam. Darunter fällt auch die Schwierigkeit, neben dem eigentlichen Job Zeit für dein duschdate zu finden. So wurde mitunter auch schon mal am Wochenende gearbeitet. „Manchmal muss man diese Gedanken einfach beiseiteschieben“, erzählt mir Johanna. Auch die bei Dr. Pfleger bestehenden Fachgruppen hätten dabei geholfen, hin und wieder die „rosarote Brille“ abzunehmen und eine ehrliche Sicht von jemand anderem zu bekommen.

Fotos: dein duschdate

Deshalb sollten sich bestehende Unternehmen mehr mit Intrapreneurship auseinandersetzen

Vielleicht hört ihr in diesem Artikel das erste Mal von Intrapreneurship. Vielleicht überlegt ihr aber auch schon eine Weile, ob das nicht etwas für euer Unternehmen sein könnte. Die drei Gründerinnen erzählen mir am Ende des Interviews von ihren eigenen Erfahrungen und Learnings, und wie sich ihr Arbeiten verändert hat:

„Wenn du die Möglichkeit bekommst, deine eigene Idee umzusetzen und auf den Markt zu bringen, dann motiviert dich das unglaublich“, sagt Katja überzeugt. Unternehmen könnten davon profitieren, wenn Mitarbeiter*innen an etwas glauben und es in die Realität umsetzen möchten. „Wenn sie gerne im Unternehmen arbeiten“, stimmt Johanna zu. Es müsse nur die Möglichkeit gegeben werden, so etwas umsetzen zu dürfen. „Da müssen noch viele diesen Weg gehen, einfach auch mal loszulassen, zu vertrauen und die Hierarchiestufen beiseitezuschieben“, erzählt Mirjam. Die drei wirken zufrieden und wir lachen viel während unseres Gesprächs. Es scheint, als hätten sie all das erreicht. Wir verabschieden uns aus dem virtuellen Raum, aufgrund technischer Probleme konnte ich sie zwar nicht mehr hören, dafür aber herzlich winken sehen.

  • Teilen:
Kommentieren
Kommentare