14.09.2021Events

Spielend einfach – Unternehmerische Kompetenzen mit dem 5-Euro-Business Wettbewerb erlernen

Studium abgeschlossen, währenddessen vielleicht ein oder zwei Praktika absolviert, einen Werkstudent*innenjob gemacht – und dann steht man da und stellt sich die Frage: Entscheide ich mich für eine Festanstellung oder mache ich mich selbstständig?

Selbstständigkeit – wie funktioniert das überhaupt?

Um Studierenden nahezulegen, wie erste Versuche beim Gründen eines Start-ups aussehen können, gibt es bayernweit – mehr oder weniger aktiv – an zwölf Universitäten den 5-Euro-Business-Wettbewerb, der vom bbw (Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft) e.V. administriert wird. Dabei handelt es sich um einen Wettbewerb, der Studierende mit einem symbolischen Startkapital von nur 5 Euro über ein Semester von der Entwicklung einer eigenen Gründungsidee bis zum Ideen-Pitch begleitet. Wir haben mit Christian Teringl vom Institut für Entrepreneurship & Innovation an der Uni Bayreuth und Dr. Nicolas Derra vom BF/M Bayreuth gesprochen, um mehr über den Wettbewerb zu erfahren. Die beiden sind am Standort unter anderem dafür verantwortlich, die Veranstaltungen zu konzipieren, Referent*innen für Seminare zu finden und sich ums Teambuilding zu kümmern.

start.land.flow: Können Sie mir erklären, wie man Studierenden innerhalb einiger Wochen das Know-how mitgeben kann, um ein Unternehmen zu gründen?

Christian Teringl: Zuerst einmal: Das komplette Wissen kann man Studierenden innerhalb dieser kurzen Zeit sicherlich nicht mitgeben – damit kann man ein ganzes Studium füllen. Beim 5-Euro-Business-Wettbewerb versuchen wir aber die Basics zu vermitteln, damit die wichtigsten Aspekte des Gründens abgedeckt sind und ein erstes Reinschnuppern ins Thema ermöglicht wird, um darauf aufbauend selbst praktische Erfahrungen sammeln zu können.

start.land.flow: Wie läuft der 5-Euro-Business-Wettbewerb ab?

Teringl: Als erstes muss man sich für den Wettbewerb anmelden – am Standort Bayreuth geht das auch noch bei der Kick-off Veranstaltung. Auf dieser werden den Studierenden Infos darüber gegeben, was während des Semesters auf sie zukommt und was am Ende dabei für sie herausspringt. Neben ECTs-Punkten gibt es nämlich auch ein Preisgeld zu gewinnen. In der ersten Phase starten wir dann mit den Workshops. Wir beginnen mit Seminaren, in denen wir Studierenden dabei helfen, Ideen zu entwickeln.

start.land.flow: Wie geht es dann weiter?

Teringl: Daraufhin folgen dann spezifischere Workshops, am Standort Bayreuth zum Beispiel zum Thema Marketing, Projektmanagement oder Schutzrechte. Nach diesen Schulungen startet dann mit einem weiteren Event die Unternehmensphase, für die man an allen teilnehmenden Standorten 8 Wochen Zeit hat.

start.land.flow: Was passiert in der Unternehmensphase?

Christian Teringl: Hier trifft man zum ersten Mal auf die Wirtschaftspat*innen, die die Teams jeweils unterstützen. Die Gründungsidee jedes Teams wird noch einmal vorgestellt und man bekommt offiziell die symbolischen 5 Euro vom bbw überreicht. Am Ende der Phase geben die Studierenden dann ihre Geschäftsberichte ab, in denen sie zeigen, wie erfolgreich sie ihre Ideen in der Unternehmensphase entwickeln konnten. Das Ganze schließt mit einer großen Abschlussveranstaltung, bei der die Studierenden eine Jury überzeugen, warum sie den Wettbewerb gewinnen sollten.

start.land.flow: Welche Rolle spielen die Wirtschaftspat*innen?

Dr. Nicolas Derra: Jedes Team soll einen Wirtschaftspaten oder eine Wirtschaftspatin erhalten, der oder die die Teams während der Unternehmensphase unterstützt. Hierbei schauen wir, dass wir möglichst passende Paten für die jeweiligen Teams finden. Erfahrene Gründer und Vertreter von regionalen Unternehmen kommen hier infrage. Generell liegt der große Mehrwert der 5-EURO-Business in genau diesem Zusammenspiel aus universitärer Lehre, Wissensvermittlung, Erfahrungsaustausch und insbesondere der Kontaktknüpfung in die Unternehmenspraxis.

start.land.flow: Wie funktioniert der ganze Wettbewerb mit nur fünf Euro?

Teringl: Hierzu muss man zwei Aspekte beachten: Zum einen kommt es auf die Art der Idee an. Eine aufwendige App zu entwickeln, ist mit fünf Euro sicher nicht möglich, hier könnte man aber eine Idee erarbeiten und dann einen Prototyp testen. Beim 5-Euro-Business-Wettbewerb sind dementsprechend oft Projekte dabei, für deren Umsetzung man nicht so viele Ressourcen benötigt. Zum anderen hängt es vom Einsatz des jeweiligen Teams ab: Möchte man für sein Projekt beispielsweise noch Flyer drucken, muss man privat investieren. In der Regel liegt der finanzielle Aufwand aber nicht weit über den fünf Euro: Das ist auch Ziel des Wettbewerbs: Zu zeigen, dass man mit wenig Ressourcen etwas aufbauen kann, mit dem man – und sei es nicht viel – Geld verdienen kann. Die Studierenden sollen so sehen: Ok, Unternehmensgründung ist gar nicht so schwer.

Derra: Am Ende des Wettbewerbs wird das Konzept gepitcht. Zwar stellt das Geschäftsergebnis eines der Bewertungskriterien dar, das ist aber nicht alles, worum es geht.

Es ist nicht realistisch zu sagen, dass man aus 5 Euro nach 8 Wochen 100.000 macht. Was aber realistisch ist: Ein gutes Geschäftsmodell mit einem Prototyp oder eben auch App-Entwurf zu entwickeln, sich ein Netzwerk mit potenziellen Geschäftspartner*innen zu bilden.

Dr. Nicolas Derra

start.land.flow: Abschließend: Warum würden Sie Studierenden empfehlen, beim 5-Euro-Business-Wettbewerb teilzunehmen?

Derra: Das 5-Euro-Business bietet die Möglichkeit sich als Gründer*in einem zunächst geschützten Rahmen auszuprobieren. Zusätzlich bekommt man ECTs – und verliert so keine Zeit, sondern kann neben dem Studium wichtige Erfahrungen sammeln. Außerdem wartet auf die Gewinner ein Preisgeld. Zu guter Letzt lernt man viel über sich selbst: Wie teamfähig bin ich, in welchem Bereich habe ich selbst Talente? Ich habe bis jetzt von niemandem gehört, dass er oder sie lieber nicht teilgenommen hätte – egal ob aus der Idee etwas geworden ist oder nicht.

Teringl: Dazu kann ich noch ergänzen: Ich habe beim 5-Euro-Business-Wettbewerb tolle Leute kennengelernt, mit denen ich bis heute Kontakt habe. Außerdem lernt man unternehmerisches Denken, was in der späteren Arbeitswelt unabhängig von der dann eingenommenen Position wichtig ist – wir beobachten momentan auch die Entwicklung, dass Intrapreneurship immer wichtiger wird. Demensprechend ist es gut, ein bestimmtes Know-how zu haben.

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