Doppelbund - die einzigartige Unterhose
Nach einem langen Arbeitstag Joggen gehen oder dem Fitnesstudio des Vertrauens einen Besuch abstatten, um ordentlich ins Schwitzen zu kommen – für viele Menschen schafft regelmäßige Bewegung Ausgleich zum stressigen Alltag. Schlüssel und Handy wollen oder müssen die meisten dabei haben. Das stellt einen aber vor ein Problem: Wohin mit den Sachen?
Andreas Jugenheimer aus Meeder, Nähe Coburg, hat da eine Idee. Wie wäre es, wenn man seine Gadgets ganz unkompliziert in seiner Unterhose verstauen könnte? Was erstmal kurios klingt, hilft aber tatsächlich dabei, dass man seine Sachen beim Sport immer bei sich haben kann und nicht verliert. Die Unterhosen, die er mittlerweile in einem Webshop anbietet, haben, wie der Name Doppelbund schon sagt, einen doppelten Bund. Die erste Schicht, die am Körper anliegt, gleicht einer herkömmlichen Unterhose. Auf einer Höhe von zehn Zentimetern unter dem Bund ist allerdings eine Naht eingenäht. Oberhalb dieser Naht findet man eine zweite Lage Stoff, der rund um die Unterhose geht. Am Bund abgeschlossen ist das Ganze mit einem zweiten Bund. Dieser ist, damit er auch sicher hält, mit Silikon gestärkt, liegt aber auf dem ersten Bund auf. Dadurch ergibt sich, rund um die Unterhose laufend, eine Art Tasche, in der eben zum Beispiel Schlüssel und Handy verstaut werden können. „Man kann damit springen und einen Handstand machen“, sagt Jugenheimer. Die verstauten Dinge blieben sicher in der Unterhose.
Die Idee dahinter
Die Unterhose ist aber nicht nur zum Verstauen von Sachen geeignet. Die ursprüngliche Idee verfolgte einen anderen Zweck: Als Jugenheimer anfing zu arbeiten, gab es in dem Institut, in dem er tätig war, einen Dresscode: Hemden zu tragen war Pflicht. Jugenheimer ärgerte sich darüber, dass diese immer verrutschen. Um dem zu entgehen, zog er erst eine zweite Unterhose an, in die er sein Hemd steckte. Da sich das auf Dauer aber als wenig praktikable Lösung herausstellte, ging er zu einer Schneiderin, die ihm auf seinen Wunsch einen Doppelbund in seine Unterhose nähte.
So wurde aus der Idee ein Unternehmen
Als er einem Freund von seiner Konstruktion erzählte, war dieser begeistert – und Jugenheimer dachte sich, er probiere, daraus ein Produkt zu entwickeln. Nach langer Recherche, ob es eine solche Unterhose schon gebe, stellte sich heraus, dass dem nicht so ist. Damit war die Idee für Doppelbund geboren, im Mai 2021 meldete Jugenheimer ein Einzelgewerbe an. Die Patentanmeldung ist noch im Prozeß, im Webshop finden sich mittlerweile aber zwei Modelle. Eins für Herren und eins, in einem etwas anderen Schnitt, für DamenBei der Produktherstellung ist Jugenheimer Nachhaltigkeit besonders wichtig. Er arbeitet deswegen mit einem deutschen Hersteller zusammen, der seine Unterhosen mit dem Fairtrade-Baumwoll- Siegel und dem GOTS-Zertifikat produziert, der Versand erfolgt plastikfrei. Daraus ergibt sich der hohe Preis für die Unterhose, die für 26,50 Euro erhältlich ist. Für eine herkömmliche Unterhose mag das teuer sein, für eine Unterhose mit Doppelbund und nachhaltiger Produktion ist das ein fairer Preis.
Neben der Funktion des Schlüsselhaltens und der Antirutschfunktion bietet sich die Doppelbund aber auch bei anderen Problemen an: So erzählte Jugenheimer ein Kunde, dass Einlagen für Blaseninkontinenz praktisch in der Unterhose verstaut werden können. Die integrierte Tasche bietet außerdem Platz für Kühlpads bei Verstauchungen oder Wärmepads bei Periodenkrämpfen. Auch ein Bauarbeiterdekolleté lässt sich mit der Doppelbund vermeiden, und überhaupt: auch Schrauben verstauen wird für Bauarbeiter*innen ganz einfach.
Was Jugenheimer anderen Gründer*innen mit auf den Weg geben möchte, ist, dass der Patentprozess sehr mühselig sein kann und es sich lohnt, sich vorher darüber zu informieren, welche Optionen es gibt, um sich dabei Hilfe zu holen – und welche man eher links liegen lässt. Jugenheimer, der in Vollzeit im Qualitätsmanagment für Hochschulen arbeitet, betont außerdem, wie wichtig es sei, hartnäckig zu sein. „Bevor ich eine Antwort bekommen habe, habe ich meinem Hersteller bestimmt 20 E-Mails geschickt.“ Wenn man das neben einem Vollzeitjob macht, bedeutet das Gründen einen zusätzlichen hohen Arbeitsaufwand. Den nimmt Jugenheimer auf sich und sinniert über seinen Traum für die innovative Unterhose: „Ich fände es toll, wenn in fünf Jahren in jeder Filiale, in der es Unterhosen gibt, die Doppelbund liegt.“ Außerdem läge es ihm am Herzen, den Nachhaltigkeitsgedanken seines Produktes zu verbreiten.
Für die Zukunft erhofft sich Jugenheimer, dass sich sein Produkt noch mehr verbreitet und der Umsatz der Doppelbund weiter steigt. Dazu ist er momentan auf der Suche nach Partner*innen, die seine Erfindung in die Welt tragen. Vielleicht gelingt ihm und seinem kleinen Team, von dem er ehrenamtliche Unterstützung bekommt, das ja durch die Teilnahme an der Gründershow, die im Februar 2023 ausgestrahlt wird oder auf der Consumenta in Nürnberg im Herbst. Dann hätten viele Menschen bald weniger Probleme damit, ihre Schlüssel zu verstauen.