22.01.2021Digitalisierung

Warum Digitalisierung kein Privileg der Großstädte ist - Digitalisierung des ländlichen Raumes #2

Foto: cetteup

In unserem ersten Beitrag dieser Serie haben wir bereits über den Begriff „Digitalisierung“ und seine Auswirkungen auf unseren Alltag berichtet. Nun soll die Reise weitergehen mit der Frage, wie die Digitalisierung des ländlichen Raumes in Deutschland vorangetrieben werden soll. Dazu stellen wir euch verschiedene Förderprogramme vor, die ebendieses Ziel verfolgen.

Zunächst aber die grundlegende Frage:

Was ist ländlicher Raum?

Nach dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist ländlicher Raum eine Raumkategorie, die „in ländliche Kreise höherer Dichte und ländliche Kreise geringerer Dichte unterteilt wird und den verstädterten Räumen sowie den Agglomerationsräumen gegenübersteht“.


 

Und warum bedarf der ländliche Raum einer expliziten Förderung?

In Deutschland sind die Lebens- und Arbeitsverhältnisse räumlich keineswegs gleichverteilt. Häufig stehen dichtbesiedelte, urbane Agglomerationsräume den eher strukturschwächeren, ländlichen Räumen gegenüber. Mit ihrem Vorhaben, gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Teilräumen zu ermöglichen, hat sich die Bundesregierung seit der deutschen Wiedervereinigung ein langfristiges Politikziel gesetzt. Insbesondere die Digitalisierung stellt sich dabei als Chance und Herausforderung zugleich dar.

„Digitalisierung ist kein Privileg der Großstädte“, so Albert Füracker, Bayerischer Staatsminister der Finanzen und für Heimat. Doch damit sie auch im ländlichen Raum funktioniert, brauche es gemeinsame Anstrengungen und innovative Ideen öffentlicher, privatwirtschaftlicher und zivilgesellschaftlicher Akteure. Diverse Förder- und Investitionsprogramme sollen dabei unterstützen.


 

Bundesweit                    Foto: stock.adobe.com/chingraph                          Foto: stock.adobe.com/chingraph

Der Bund hat also erkannt, dass der ländliche Raum einer Förderung unter Berücksichtigung seiner spezifischen Gegebenheiten bedarf. Deshalb wurde dasBundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE) 2015 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ins Leben gerufen. Es soll die Zukunftsfähigkeit ländlicher Regionen stärken und zu gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land beitragen. Dafür werden herausragende Ideen ausgewählt und gemeinsam mit lokalen Akteur*innen umgesetzt. Idealerweise sollen so wirksame Projekte entstehen, die auch auf andere Regionen übertragen und angewendet werden können. Weitere Aufgabenfelder des Bundesprogramms sind neben dem Veranstalten von Wettbewerben auch die Förderung von Wissenstransfer, Forschung sowie von Modellregionen. 

Beispiele:

  • Ein über das BULE gefördertes Projekt: start.land.flow

Auch wir sind ein durch das Bundesprogramm Ländliche Entwicklung gefördertes Projekt. Unser Ziel ist es, den Austausch zwischen Gründungsinteressierten, Startups, etablierten Unternehmen sowie Hochschulen zu fördern. Außerdem sollen die Möglichkeiten der Region Oberfranken und insbesondere die Potentiale für Unternehmer*innen aufgezeigt werden. In Kooperation mit weiteren Digitalen Gründerzentren kann so ein regionales Gründerökosystem entstehen, das zusammen mit unseren recherchierten Geschichten zu unterschiedlichen Gründungsthemen das digitale Potential der Region entfaltet.

  • Über das BULE geförderte Smarte LandRegionen

Das BMEL fördert mit diesem Modellvorhaben sieben Landkreise bei der Entwicklung und Umsetzung digitaler Lösungen im ländlichen Raum. „Dies gilt insbesondere für zukunftsrelevante Bereiche wie etwa E-Mobilität, E-Learning und Bildung, Telemedizin oder der flexiblen, ortsunabhängigen Gestaltung von Arbeit“, so das Bundesministerium. Doch auch soziale und kulturelle Angebote sollen von der Förderung profitieren. 68 Landkreise haben sich Ende 2019 beworben, 22 wurden nun für die finale Bewerbungsphase ausgewählt. Nach der Jury-Entscheidung im Herbst 2020 soll anschließend die vierjährige Förderung der sieben Modellregionen starten.

 

In Bayern

Seit 2015 läuft das Investitionsprogramm BAYERN DIGITAL, welches insgesamt bereits ca. 6 Milliarden Euro für die digitale Zukunft Bayerns bereitgestellt hat. Zurzeit läuft die zweite Phase (2018-2022), in der ca. 2000 Stellen sowie Maßnahmen in allen Ressorts geschaffen werden sollen, darunter die Bereiche: digitale Infrastruktur, Bildung und IT-Sicherheit. Das 2018 gegründete Staatsministerium für Digitales in Bayern hat die Koordination dieses Investitionsprogramms übernommen.

Eine Strategie von BAYERN DIGITAL ist: „Der Mensch im Mittelpunkt der digitalen Welt“. Bei diesem Vorhaben sollen Chancen der Digitalisierung für alle nutzbar und greifbar gemacht sowie Ängste abgebaut werden. Darunter fällt auch die explizite Förderung des ländlichen Raumes. Das Investitionsprogramm unterstützt insbesondere in den Bereichen demographischer Wandel, Nahversorgung, Mobilität und Heimatkultur. Unter anderem sind die Einrichtung von insgesamt 13 BayernLabs abseits der Ballungsräume, Modellprojekte wie das „Digitale Dorf Bayern“ sowie das Programm „Heimat Digital“ geplant.


 

Foto: Tourismuszentrale Fichtelgebirge e. V.Foto: Tourismuszentrale Fichtelgebirge e. V.Beispiel aus Oberfranken: BayernLab Wunsiedel 

Um Digitalisierung hautnah erleben zu können, wurde im oberfränkischen Wunsiedel ein offenes Zentrum für digitale Wissensbildung errichtet. Der Eintritt ist kostenlos und bietet Besuchern diverse Exponate zum Anschauen, Anfassen und Ausprobieren. Darunter fallen beispielsweise 3D-Drucker, VR-Rundgänge sowie Workshops zum Einsatz von Multikoptern. Mehr Informationen zum BayernLab in Wunsiedel findest du hier.

Weitere spannende Projekte und Förderprogramme rund um die Digitalisierung des ländlichen Raumes kannst du in den nachfolgenden Teilen dieser Serie kennenlernen. Stay tuned!

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