30.04.2021Digitalisierung

Mobilität der Zukunft - Das "geht" in Oberfranken - Digitalisierung des ländlichen Raumes #5

Foto: chuttersnap

Fahrerlose Busse zur kostenlosen Nutzung, synthetische Kraftstoffe und Wasserstoffantriebe klingen für dich nach Zukunft? Dabei stehen einige Lösungen bereits vor der Haustür… und zwar in Oberfranken.

 

Aktuelle Situation

Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt fahren aktuell ca. 47,7 Mio. Pkws auf den deutschen Straßen, davon haben die meisten Verbrennungsmotoren. Nur knapp 700.000 sind Hybrid- oder E-Fahrzeuge. Deshalb möchte die Bundesregierung den Umstieg auf Elektromobilität fördern. Ihr Ziel: Bis zum Jahr 2030 sollen 7-10 Mio. Elektrofahrzeuge zugelassen sein und eine Millionen Ladepunkte zur Verfügung stellen. Ein ambitionierter Plan, lag die Anzahl der bundesweiten Ladeanschlüsse für Elektrofahrzeuge im vierten Quartal 2020 bei gerade einmal rund 70.000. Es ist also noch ein weiter Weg hin zu einem umfassend emissionsfreien Verkehr.

 

Forschung in Coburg: Alternative Antriebe

Doch warum nur auf E-Mobilität konzentrieren? Gibt es doch auch alternative Antriebstechniken wie Wasserstoff und Brennstoffzelle oder diverse synthetische Kraftstoffe. Am Zentrum für Mobilität und Energie (ZME) der Hochschule Coburg wird genau zu diesen Themen geforscht. Ein Beispiel: der alternative Kraftstoff R33 für Dieselmotoren soll durch den Einsatz von Biokraftstoffen CO2-Einsparungen von mindestens 20 Prozent im Vergleich zu herkömmlichem Diesel ermöglichen.

Die Idee dahinter ist, fossile Anteile möglichst effizient durch regenerative Komponenten zu ersetzen. Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe als Energiespender können somit als Zwischenetappe dienen, bis die Elektromobilität flächendeckend einsatzbereit ist. Denn Verbrennungsmotoren werden nach wie vor gebraucht, da die E-Mobilität viele Verkehrspotentiale bislang nur beschränkt bedienen kann, wie z.B. den Schwerlastverkehr oder Arbeitsmaschinen. Ein bedeutsamer Vorteil der synthetischen Kraftstoffe ist also, dass Verbrenner in dieser Übergangszeit weiter benutzt und somit viele Arbeitsplätze erhalten werden können. Die IHK zu Coburg wünscht sich deshalb einen „ergebnisoffenen Wettbewerb der Antriebstechniken“; denn gerade hier lägen große Chancen für die heimische Wirtschaft, so Friedrich Herdan, Präsident der IHK zu Coburg.

Aber auch Wasserstoff kann als Alternative zur E-Mobilität dienen. Bisher sind zwar nur etwa 80 Wasserstoff-Tankstellen und sechs Fahrzeugmodelle mit Wasserstoffantrieb in Deutschland verfügbar, doch laut Prof. Michael Rossner von der Fakultät Elektrotechnik der Hochschule Coburg ist Wasserstoff ein „Exot mit großem Potential nach oben“. Die Kosten der fossilen Brennträger werden ab 2021 durch den CO2-Aufschlag steigen, daher wird die Entwicklung von möglichst kostengünstigem und grünem Wasserstoff immer relevanter, nicht nur für den Mobilitätssektor, sondern auch für Bereiche wie Energiespeicherung oder Heiztechnik.

Projekt: Autonom-fahrende Busse in Oberfranken

Einen weiteren Blick in die Mobilität der Zukunft verschafft das Projekt „Shuttle-Modellregion Oberfranken (SMO)“. Ab 2021 sollen in den oberfränkischen Städten Hof, Rehau und Kronach hoch-automatisierte Kleinbusse im öffentlichen Straßenraum fahren. Sie werden als Ergänzung zum örtlichen ÖPNV dienen und kostenlos nutzbar sein. In Rehau verkehren die Shuttles zunächst als Werksverkehr für die REHAU AG + Co. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wird der Betrieb öffentlich zugänglich sein. Bis Ende 2021 wird dieses Pilotprojekt vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert.

Ziel ist es, auch jenseits der großen Städte die Kombination von digitalen Innovationen und lokal emissionsfreien Antrieben zu erproben. Denn „gerade in eher ländlich geprägten Regionen stellt das langfristige Sichern eines bedarfsgerechten, klimaschonenden und wirtschaftlichen Angebots im ÖPNV angesichts der demografischen Entwicklung eine besondere Herausforderung dar“, so Matthias Zankl und Frank Hunsicker von der Mobilitätsberatung Nuts One. Insgesamt umfasst das Projektkonsortium zehn Partner, darunter DB Regio Bus verantwortlich für den Fahrgastbetrieb und Valeo, die sich vor allem der technischen Weiterentwicklung insbesondere im Bereich der Fahrzeugsensorik widmen. Hier findest du mehr Infos zum Projekt.

Foto: Carlos FreireFoto: Carlos Freire

Transformation der Automobilindustrie

Ob vernetzte Produktionsprozesse, die Nutzung von Daten oder neue Mobilitätsdienstleistungen: Die aktuellen Umbrüche in der Fahrzeugbranche reichen weit über das Fahrzeug selbst hinaus. Auch die Produktion ist in besonderem Maße von Veränderungen betroffen. Daraus ergeben sich Chancen und Herausforderungen zugleich. Um die Wettbewerbsfähigkeit von Fahrzeugherstellern und Zulieferindustrie während des gesamten Transformationsprozesses zu stärken, hat das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) das Förderprogramm „Zukunftsinvestitionen Fahrzeughersteller und Zuliefererindustrie“ ins Leben gerufen. Dabei werden insgesamt zwei Milliarden Euro für Investitionen in neue Konzepte und Verfahren, neue Produkte, Qualifizierung und Produktionsanlagen bereitgestellt.

Auch die IHK für Oberfranken Bayreuth befasst sich verstärkt mit dem Thema Zukunft der Mobilität. Hierzu hat sie ein beratendes Fachgremium Verkehr und Mobilität initiiert, um spezifische Bedarfe in Oberfranken, wie Lücken in der Erreichbarkeit oder Alternativen zum Individualverkehr, ausfindig zu machen und sich für eine zukunftsorientierte und moderne Mobilität in Oberfranken einzusetzen.

Was denkt ihr zu diesem Thema? Und was wünscht ihr euch speziell für Oberfranken? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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