16.01.2021Digitalisierung

Kein Netz auf dem Land? 3 Aussagen – 3 Antworten - Digitalisierung des ländlichen Raumes #1

Foto: Mael BALLAND on Unsplash

Was genau heißt eigentlich „Digitalisierung des ländlichen Raumes“? Geht es hier wirklich immer um Künstliche Intelligenz, Industrie 4.0 oder neuronale Netze?

Nein, meint Jessica Laxa, Informatikerin am Technologiecampus Grafenau/TH Deggendorf in Niederbayern und Teilnehmerin des Science Slams 2019 in München. In ihrem Vortrag hat sie Irrtümer des ländlichen Raumes und der Digitalisierung aufgedeckt und auf die Relevanz bedarfsgerechter Lösungen hingewiesen. Auf Letztere kommen wir an späterer Stelle noch einmal zurück. Zunächst hilft es zu verstehen, was sich hinter dem Schlagwort „Digitalisierung“ eigentlich versteckt.

Was ist Digitalisierung?

„Der Begriff der Digitalisierung hat mehrere Bedeutungen. Er kann die digitale Umwandlung und Darstellung bzw. Durchführung von Information und Kommunikation oder die digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen ebenso meinen wie die digitale Revolution, die auch als dritte Revolution bekannt ist, bzw. die digitale Wende“. Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon

Digitalisierung meint also nicht nur Algorithmen und Big Data. Im Folgenden haben wir uns, angelehnt an den Vortrag von Frau Laxa, drei Aussagen herausgesucht, die sicherlich auch einige von euch schon einmal gehört haben. Mit den jeweiligen Antworten wollen wir versuchen, Licht in den „Digitalisierungs-Dschungel“ zu bringen. Los geht’s:

 

      1. „Digitalisierung betrifft mich nicht“

 

Obwohl für einige Menschen sicherlich viele Arbeitsschritte bisher analog funktioniert haben, so können die Möglichkeiten und Auswirkungen, die die Digitalisierung mit sich bringt, auch in ländlichen Räumen nicht unbeobachtet bleiben. Kaum eine Sitzung der Landes- und Kommunalparlamente vergeht, ohne dass Digitalisierung ein eigenes Diskussionsthema darstellt. Denn nicht nur in den Großstädten verändern sich unsere Lebensbereiche und Arbeitsweisen zunehmend. Besonders Angebote wie Co-Working, Telemedizin oder auch Online-Bildungsangebote, die einen Fahrt in urbane Angebotsorte ablösen können, gewinnen an Bedeutung. Ein anderes Beispiel ist Social-Media-Marketing, das mit zunehmenden Reichweiten der Plattformen immer relevanter für Betriebe wird. Da sich aktuell kein Gegentrend abzeichnet, wird die Digitalisierung also noch mehr Menschen betreffen, als sie es bisher schon tut.

 

      2.Ich habe hier sowieso kein Netz“

  

Für viele Regionen in Deutschland ist dies immer noch Alltag. Auch Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft (CDU), sieht großen Nachholbedarf bei der Digitalisierung. Und zwar nicht nur in Bezug auf die Förderung von Zukunftsprojekten wie smarter Landwirtschaft, sondern auch, um „von zu Hause aus mal ruckelfrei einen Film gucken zu können“. Um Mobilfunklöcher zu schließen, will der Bund über eine Milliarde Euro ausgeben. Doch auch beim Breitbandausbau hapert es noch. Hohe Anschlusskosten ländlicher Räume stehen einer geringen Nachfrage gegenüber. Da es keine einfache und umfassende Lösung für das Versorgungsproblem gibt, sind flexible Lösungen, mitunter auch zu Lasten der Bandbreite, gefragt. Deutschland hatte sich als Ziel gesteckt, bis 2018 eine flächendeckende Versorgung von 50Mbit/s zu erreichen. Auch wenn dieses Ziel bisher noch nicht erreicht wurde, gibt es zahlreiche (v.a. ländliche) Gemeinden, die sich aktuell im Verfahren um den Breitbandausbau befinden. Wie es zurzeit in Bayern aussieht, erfährst du hier.

 

     3. „Was soll ich mit Algorithmen in meinem Alltag?“

 

Zunächst einmal sind Algorithmen nichts weiter als „Wenn-Dann-Beziehungen“, die in eine Programmiersprache übersetzt sind. Sie geben eine Vorgehensweise vor, um ein bestimmtes Problem zu lösen. Jede Google-Suche liefert ein über einen Algorithmus sortiertes Ergebnis. Auch Ampeln funktionieren auf Grundlage eines Algorithmus, der das Schaltverhalten definiert. Jedoch kann Digitalisierung weitaus mehr als nur den vermehrten Einsatz von Algorithmen bedeuten. Dabei sollte geprüft werden, in welchen Kontexten sich Algorithmen überhaupt anbieten. Genau deshalb plädiert die Informatikerin Jessica Laxa für bedarfsgerechte Lösungen in ländlichen Räumen. Dies kann beispielsweise bedeuten, dass zunächst über Gespräche mit Gemeindemitgliedern lokale Probleme identifiziert werden und im Anschluss geschaut wird, wo digitale Lösungen Abhilfe schaffen können. Da es nicht „den ländlichen Raum“ gibt, sondern jede Region ihre eigenen Besonderheiten und Bedarfe hat, müssen also individuelle Lösungswege gefunden werden.
 

Beispiel: Ein analoges Pinnbrett, an dem Dorfneuigkeiten aufgehangen und gelesen werden, kann zur digitalen und App-gesteuerten Anzeigetafel umfunktioniert werden.
Dadurch sollen alltägliche Probleme mit einfach zu bedienenden digitalen Hilfsmitteln behoben werden, an denen jede*r Bürger*in teilnehmen kann.

 

Inwieweit verändert die Digitalisierung dein Leben? Woran hakt es eventuell noch? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.

Weitere spannende Beispiele und Förderprogramme rund um die Digitalisierung des ländlichen Raumes kannst du in den nachfolgenden Teilen dieser Serie kennenlernen. Stay tuned!

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