Smartes Lernen mit upucate: Wie KI im Unterricht eingesetzt werden könnte
Setzen sechs. Das Gefühl in der Schule eine schlechte Note bekommen zu haben, kennen die meisten. Oft liegt das nicht unbedingt an der Kompetenz der betroffenen Schüler*innen. Sondern an einem Schulsystem, das nicht auf das individuelle Lerntempo von Kindern eingeht. upucate möchte das ändern.
upucate ist eine Plattform, auf der Schüler*innen von ihren Lehrkräften Unterrichtsmaterial gestellt bekommen sollen, das an das individuelle Lerntempo angepasst ist. So soll „aus jedem das Beste herausgeholt werden“, wie Ideengeber Jonas Nöhl erzählt. Das Unterrichtsmaterial wird durch Lehrer*innen auf die Plattform hochgeladen. Dann wird es an die Schüler*innen zur digitalen oder analogen Bearbeitung ausgeteilt. Ein wichtiger Faktor dabei ist die Zeitersparnis, die sich für Lehrer*innen ergibt, da sie Unterrichtsmaterialen nicht vollständig selber erstellen müssen, sondern auf einen Pool von Lehrmitteln zugreifen können. Führen die Schüler*innen die gestellten Aufgaben mithilfe eines digitalen Tools durch, so können diese zusätzlich durch eine künstliche Intelligenz ausgewertet werden. Je nach Kenntnisstand der jeweiligen Schüler*innen kann so individuell zugeschnittenes Material angeboten werden, das Kenntnisse je nach Bedarf vertieft oder wiederholt. Jonas kennt das Problem des unpassenden Unterrichttempos selber aus der Schule, für ihn seien viele Unterrichtsinhalte zu einfach gewesen. upucate soll aber nicht nur Talente fördern, sondern auch Schüler*innen helfen, denen bestimmte Inhalte des Lehrplans Probleme bereiten.
Konkretisiert hat sich Jonas´ Idee während seines Studiums an der Universität Bamberg, an der er in seiner Masterarbeit untersucht hat, wie sich die Kompetenzanforderungen in bestimmten Studiengängen mithilfe von Sprachmodellen auf die geplanten Studiumsmodule aufteilen lassen.
upucate soll Lehrbücher nicht ersetzen, sondern ergänzen
Weil ihm die Problematik in Bezug auf passenden Unterrichtsstoff in den Schulen ein bekanntes Thema war, entstand die Idee zur Gründung einer Plattform, die die Anforderungen der Kultusministerien, im konkreten Fall des bayerischen, auffing.
upucate soll Lehrbücher dabei nicht ersetzen, sondern ergänzen. So seien die Inhalte in Schulbüchern teils falsch oder diskriminierend. Lehrer*innen müssten anhand der Anforderungen der Kultusministerin sowieso Unterrichtsmaterial erstellen. Auf der Plattform können Lehrer*innen die Unterrichtsmaterialen, die sie erstellt haben, hochladen und als Gegenzug auf die Materialen zugreifen, die andere Lehrer*innen hochgeladen haben. Um die Qualitätssicherung des Erstellten zu garantieren, gibt es die Möglichkeit die Inhalte auf der Plattform zu bewerten. upucate ist aber auch offen für eine Zusammenarbeit mit Schulbuchverlagen.
Die Voraussetzung dafür, dass die Auswertung der Aufgaben der Schüler*innen funktioniert, ist, dass sie mit digitalen Tools arbeiten. Wie funktioniert das in einem Land, dass in einer OECD-Studie von 2020 Platz 77 von 79 bei der Digitalisierung von Schulen belegt hat?
Harald Kretzschmar kümmert sich bei upucate ums Marketing. Er betont, dass die Digitalisierung an den Schulen unterschiedlich weit sei. Durch den Digitalpakt von 2019 seien durch den Bund theoretisch fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung an Schulen verfügbar gemacht worden. Oft würde der technische Fortschritt nicht an fehlenden finanziellen Mitteln scheitern, sondern an Vorbehalten der Schulen. Kritiker*innen möchte Harald sagen, dass es nicht darum gehe, dass Schüler*innen nur noch die ganze Zeit an Tablets sitzen sollen. Der Vermutung, dass durch den Einsatz digitaler Tools die persönliche Beziehung zwischen Schüler*innen und Lehrer*innen zunichte gemacht wird, setzt er entgegen, dass Lehrer*innen durch upucate nicht überflüssig gemacht werden. Vielmehr geschehe das Gegenteil: Da mehr Infos über die individuelle Leistung der Schüler*innen bekannt werde, könnten Lehrer*innen spezifisch auf diese eingehen, was die Beziehung verbessere.
Mithilfe von upucate können Lehrkräfte bis zu zwei Stunden Zeit pro Unterrichtseinheit sparen
Wenn sich eine Lehrkraft nicht damit wohlfühle, dass Schüler*innen an digitalen Geräten arbeiten, dann könne diese upucate auch nur für die Unterrichtsvorbereitung nutzen. Pro Unterrichtseinheit spare man damit über zwei Stunden Zeit, so steht es auf der Webseite.
Wie kann garantiert werden, dass die Daten der Schüler*innen nicht weitergegeben werden?
Ein Prinzip von upucate ist, dass der Zugriff auf die Daten nur der betreuenden Lehrkraft gegeben ist. upucate arbeitet außerdem mit einem Datenschutzsystem, das, wie Jonas betont, hohe Anforderungen und die gesetzlichen Vorgaben erfülle.
Das Team von upucate arbeitet gerade daran, seine Ideen zu verwirklichen. Im August hat upucate das EXIST-Gründungsstipendium erhalten. „Wir arbeiten mit Hochdruck“, sagt Harald. Die Gründung und Eintragung als GmbH soll im nächsten Jahr erfolgen. Das Team besteht aus vier Personen, neben Jonas und Harald ist Leonie Adams als Medieninformatikerin dabei, unterstützt wird das Team zusätzlich durch Marco Drewes als Entwickler. Während des Ideen- und Gründungsprozesses, der vor gut zweieinhalb Jahren begann, gab es auch immer wieder Austausch mit dem Zentrum für Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Bamberg. Unterstützung erhält das Team auch von Professor Andreas Henrich am Lehrstuhl für Medieninformatik an der Universität Bamberg, der die Masterarbeit von Jonas betreut hat. Momentan sucht upucate Pilotlehrkräfte, die ihr Minimal Viable Produkt (eine Definition findet ihr in diesem Artikel im Kasten) ausprobieren. Das Feedback der Tester*innen wird dann auf der Plattform eingebaut und diese dadurch weiterentwickelt.
In fünf Jahren wünschen sich Jonas und Harald für upucate, dass die Plattform in Lehrer*innenkreisen bekannt wird und als Unterstützung benutzt wird.
Im Namen von upucate, steckt das englische „u“, „up“ und „educate“. upucate soll also, dem Namen nach, das Unterrichten verbessern, im Zentrum steht aber dabei immer noch das „u“, also die Lehrkraft.
Wenn es upucate gelingt die Vision, die sich aus ihrem Namen ergibt, umzusetzen, dann steht ihrem Fünf-Jahres-Ziel nicht mehr viel im Weg.