Bloom & Bee
Bei Nieselregen und grauer Wolkendecke zu einem Interview zu fahren, dass unter freiem Himmel stattfindet – da muss man dann doch nochmal tief durchatmen, bevor man sich in die Regenjacke wirft und dem nassen Wetter trotzt. Schließlich warten wir doch mittlerweile fast alle auf Sonne und endlich warme Sommertage, aber wie sagt man so schön: „Die Natur braucht den Regen.“ Und das wurde mir mit dem Termin auch wirklich bildhaft vor Augen geführt.
Getroffen habe ich mich mit Kateryna und Sebastian von „Bloom & Bee“, die gerade dabei sind ihre Idee von nachhaltigen Schnittblumen, die im urbanen Raum wachsen, umzusetzen. Gerade sind sie noch am Ausloten, welches Konzept sie als zukunftsfähig und am praktikabelsten sehen. Noch befinden sie sich sozusagen in erstem Testjahr. Aber wir beginnen von vorn.
Kateryna hatte schon lange die Vision, ein nachhaltiges Projekt mit Pflanzen und Insekten zu starten. Die Naturverbundenheit wurde ihr quasi in die Wiege gelegt, ihr Vater ist Gärtner in der Ukraine und hat sich schon früh mit nachhaltiger und regionaler Bepflanzung beschäftigt. Kateryna war selbst auch einige Jahre Mitglied der Slowflower Bewegung und hat sich in den letzten Jahren viel Knowhow auf diesem Gebiet angeeignet.
Sebastian lebt schon immer im Grünen, ist praktisch im Wald aufgewachsen, seine Mutter ist nebenberuflich Floristin. Er bringt eine große Liebe zur Natur und Umwelt mit. Aber nicht nur das, sondern eben auch das Wissen rund um Business und Gründung, denn er arbeitet hauptberuflich im Büro für Innovation und Gründung an der Uni Bamberg – und dort haben sich die beiden auch kennengelernt. Nachdem Sebastian direkt begeistert von Katerynas Vorhaben war, haben sie sich nach einigen weiteren Treffen zusammengetan und tüfteln seitdem gemeinsam am Projekt „Bloom & Bee“.
Bloom & Bee soll uns mit nachhaltigen Schnittblumen im urbanen Raum versorgen. Entwickelt haben sie ein ökologisches Pflanzkonzept, dass Biodiversität fördert, wasserschonend arbeitet und mit möglichst wenig Aufwand angepflanzt werden kann. Flächen im öffentlichen Raum, auf Firmengeländen oder auch auf privaten Grundstücken können dafür mit einem modularen Beetsystem „Raised Bed“ bestückt werden. Zwei „Probeflächen“ befinden sich momentan auf der Erbainsel in Bamberg. Die Holzlatten als Umrandung, geben dem Beet einen Rahmen, das mit fruchtbarer Erde befüllt wird, um ein schnelles Wachstum für die Blumen zu ermöglichen. Pappe unter der Erde verhindert Unkraut und zersetzt sich dann nach einiger Zeit und wird abgebaut. Die Beete sind komplett regional produziert und bestückt: ob das Holz, die torffreie Erde oder die Blumensamen. Aus pestizidfreien Europaletten könne man so ein Beet aber auch herstellten, erklärt Sebastian.
Die Pflanzen, die mittlerweile schon ordentlichen wachsen und gedeihen, sind fast alle selbst gezogen. Eingepflanzt werden Blumen und Kräuter, wie etwa Disteln, Scabiosa, Sonnenhut oder Löwenmäulchen. In Omas Garten waren diese Pflanzen meist bekannt, wild wachsen sie hier auch.
Welche Kombinationen von Blumen sich nun für einen biodiversen und wasserschonenden Blumenstrauß eignen, wird gerade getestet. Die Beete sind teilweise Monokulturen, teilweise Mixkulturen, manches blüht einjährig, vieles auch mehrjährig. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Ziel ist es auf jeden Fall, Pflanzen zu setzen, die nicht gegossen werden müssen und robust sämtlichen Wetterlagen gegenüber sind. Gedüngt wird nur organisch und Umgraben gibt es in den Beeten von „Bloom & Bee“ nicht. Es ist ein großes Anliegen von Kateryna und Sebastian, die Vielfalt an guten Bakterien, Insekten und Wildbienen in und um die Beete zu fördern.
Wo regionale Blumen blühen, sind natürlich auch Bienen nicht weit. Nicht nur Nahrung und Pollen versorgt die Bienen, in den Beeten findet sich dann auch die perfekte Umgebung für den Nestbau. Zusätzlich können auch noch Insektenhotels angebracht werden. Auch werden spezielle Blumenarten berücksichtigt, die essentiell für manche Wildbienenarten sind.
Wer die ersten Ergebnisse besichtigen möchte, kann gerne an den Beeten am Werkkanal 1 in Bamberg vorbeischauen. Aber wie soll denn nun die Zukunft von „Bloom & Bee“ aussehen? Die Möglichkeiten sind jedenfalls sehr vielfältig. Denkbar wäre ein Crowdfunding-Projekt – man wird Mitglied und darf sich dafür zwei Sträuße im Monat pflücken. Oder man geht Kooperationen mit Unternehmen und Gastronomen ein, die die Beete auf ihren Grundstücken haben und finanzieren und im Gegenzug aber auch die Blumen für sich nutzen können. Auch ein Denken in die sozialen Bereiche ist möglich: etwa Kooperationen mit Senioren- und Pflegeheimen, die so ihren Bewohner:innen auch eine weitere sinnvolle Beschäftigung anbieten können und gleichermaßen mit frischen Blumen versorgt werden.
Wichtig ist den beiden zu betonen, dass das Projekt nicht allein umgesetzt werden soll. Kateryna und Sebastian sind immer auf der Suche nach passenden Kooperationspartner:innen und Unterstützer:innen, die Lust auf den Wissensaustausch haben und gemeinsam etwas Sinnhaftes und Nachhaltiges zu schaffen. Es wird zwar nicht einfach, aber die beiden sind davon überzeugt, dass es möglich ist, eine Brücke zu schlagen zwischen „gemeinschaftlich“ und „kommerziell“, denn einen nachhaltigen Impact kann jeder bewirken.